ARD Doku über Talentförderung der Westfälischen Hochschule

Während 77 von 100 Kindern, deren Eltern studiert haben, ebenfalls an die Hochschule gehen, ist es bei Kindern ohne akademische Tradition im Elternhaus genau umgekehrt: 77 nehmen kein Studium auf. Da das mit mangelnder Eignung für ein Studium häufig überhaupt nichts zu tun hat, wurde an der Westfälischen Hochschule eine eigene Talentförderung aufgebaut, um schon in der Schule Brücken in die Hochschule zu bauen. Über ein Jahr hat ein Kamerateam die Arbeit von Talentscout Suat Yilmaz begleitet. Die daraus entstandene 45-minütige Dokumentation wird am 30. September erstmals in der ARD ausgestrahlt, am 6. Oktober ist eine 30-minütige Wiederholung im WDR-Fernsehen zu sehen.

Gelsenkirchen/Bocholt/Recklinghausen. Am Montag, den 30. September ist für die Mitglieder der Westfälischen Hochschule ein langer TV-Abend angesagt: Dann berichtet die ARD ab 22:45 Uhr in der Serie “Die Story”, wie die Hochschule an den Schulen ihrer Hochschulregionen im nördlichen Ruhrgebiet und im westlichen Münsterland schlummernde Talente für ein Hochschulstudium und eine Akademiker-Karriere findet und fördert. Wer keine “Nachteule” ist, kann sich die Wiederholung am Sonntag, sechster Oktober um 16 Uhr im WDR-Fernsehen ansehen.
Dabei geht es inhaltlich um die Widerlegung einer sich am Bildungsstandort Deutschland hartnäckig haltenden Fehlentwicklung: “Wenn die Eltern studiert haben, tun dies statistisch auch vier von fünf ihrer Kinder”, so Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule. “Aus den so genannten Nicht-Akademiker-Familien kommt dagegen nur jedes vierte Kind an die Hochschule, also fast das umgekehrte Verhältnis.” Als Ursache dafür hat die Westfälische Hochschule gleich mehrere Gründe ausgemacht: Den Jugendlichen fehlen die Vorbilder in der eigenen Familie, Eltern mangelt es an Informationen über Hochschulen und damit an der nötigen Beraterkompetenz und manchmal glauben Eltern und Kinder auch, ihnen fehle das Geld dafür, dass Sohn oder Tochter an die Hochschule gehen können um zu studieren, statt zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Mit “Talentscouts” geht die Westfälische Hochschule diese Fehlentwicklung seit 2010 an. Sie schwärmen aus an die Schulen. Gestartet wurde mit Partnerschulen aller Schulformen in Borken, Essen, Herten, Gelsenkirchen und Recklinghausen. Wöchentlich, mindestens einmal monatlich sprechen sie mit Schülerinnnen und Schülern, um diejenigen zu finden, die zwar das Talent, aber selbst zunächst nicht die Vorstellung haben, nach der Schule ein Hochschulstudium aufzunehmen. Sind die Talente entdeckt, setzt schon während der letzten Schuljahre eine individuelle Förderung ein: Etwa zur Unterstützung bei der Studienorientierung oder um Studienmöglichkeiten zu erläutern oder um darüber zu informieren, welche Hilfen es gibt, um Startvoraussetzungen zu verbessern oder das Studium zu finanzieren. Parallel gibt es ein Besuchsprogramm an der Hochschule, damit die Schüler die Berührungsängste vor Hörsälen und Laboren verlieren.
Natürlich sind die Schülerinnen und Schüler die Hauptzielgruppe für die Talentscouts. Darüber vergessen sie aber nicht, dass auch Lehrer und Eltern mehr Informationen benötigen, um selbst beraten zu können. Für die Eltern gibt es beispielsweise seit 2013 einen speziellen Eltern-Informations-Abend. Die Scouts suchen und finden die Eltern aber auch in deren Freizeit, beispielsweise in Kulturvereinen oder Kirchengemeinden.
Sind die Schüler und Schülerinnen aus nicht-akademischen Familien erstmal an der Hochschule angekommen, sollen ihnen begleitende Bildungsangebote durch das Studium helfen, um mit denen gleichzuziehen, die mehr akademischen Stallgeruch von zu Hause mit an die Hochschule gebracht haben.
Das klingt wie ein Programm für mehr Bildungsgerechtigkeit, ist es auch, bekämpft aber gleichzeitig den Fachkräftemangel: “Gerade in Regionen, in denen besonders viele Kinder und Jugendliche in nicht-akademischen Familien groß werden, wird in naher Zukunft der nötige Nachwuchs an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern, Informatikern und Kaufleuten zu erschließen sein, den Betriebe und öffentliche Einrichtungen brauchen”, so die Einschätzung von Präsident Bernd Kriegesmann.
Dass das Programm der Westfälischen Hochschule funktioniert, beweisen Schüler und Schülerinnen aus den Partnerschulen, die inzwischen an der Hochschule studieren. Talentscout Suat Yilmaz: “Es ist sehr motivierend zu sehen, dass inzwischen die ersten der von uns geförderten Talente auch Zugang zu Stipendien- und Begabtenförderungswerken erhalten haben, die sich selbst niemals beworben hätten. Auch Unterstützungsangebote wie die Einstiegsakademie oder unsere Brückenkurse werden offensiv angenommen und über soziale Netzwerke verbreiten sich die Kenntnisse über unser Angebot nicht nur an den Partnerschulen, sondern auch weit darüber hinaus.”

Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Marcus Kottmann, Leiter der Stabsstelle “Strategische Projekte” an der Westfälischen Hochschule, Fon (0209) 9596-350, E-Mail marcus.kottmann@w-hs.de

Autorin dieser Meldung: Barbara Laaser

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